„Ich sehe die Alpen als ein einziges, gewaltiges und durchgehendes Ökosystem. Ich sehe keine Grenzen von Gemeinden, Regionen und Staaten.
Ich sehe ähnliche Lebewesen auf hunderten Kilometern Entfernung, in unterschiedlichen Ländern. Ich sehe keine italienischen, französischen, deutschen, österreichischen und slowenischen Bäume; sie sprechen alle die gleiche Sprache.
Ich sehe die Naturschutzgebiete des Alpenbogens als Inselkette, auf der sich die Schönheit und der Reichtum der Biodiversität und der Geodiversität besonders intensiv zeigen. Es sind Teile eines Mosaiks, das nur mit dem Blick auf die Gesamtheit, ohne Grenzen, vollkommen wird.
Ich sehe den kulturellen Wert der Naturschutzgebiete, die bewusste Entscheidung des Menschen Orte von unschätzbarem Wert selbst zu verteidigen.
Ich glaube die beste Entdeckungsform der Natur der Alpen ist der langsame, regelmäßige Rythmus des Gehens, so wie auch die ersten Menschen die Erde besiedelt haben. Zu Fuß lassen sich spitze Felsen, Flüsse, Gletscher, Wälder, hoch gelegene Weiden am besten überwinden, die Natur wird dabei möglichst wenig beeinträchtigt.
Im Sommer 2012 werde ich auf mehreren Teilstücken des Roten Weges der Via Alpina wandern, die durch oder an einige der wichtigsten Naturschutzgebiete der zentralen Ostalpen führen. Von einem Gebiet zum nächsten werde ich mit dem Bus oder dem Zug fahren, da ich auf die Bedeutung einer nachhaltigen Mobilität hinweisen möchte.
Ich werde von Belluno mit dem Zug nach Slowenien fahren und dort den Nationalpark Triglav von Süden nach Norden durchwandern. Danach geht es nach Österreich und dann nach Italien, wo ich zuerst durch den Naturpark Drei Zinnen – Sextener Dolomiten und nach einer Zugfahrt durch den Nationalpark Stilfser Joch wandern werde. Schließlich erreiche ich über den Schweizerischen Nationalpark das Engadin.
Ich sehe die Via Alpina als Meisterstück des dichten, durchgängigen Wegenetzes, das der Mensch im Laufe von Tausenden Jahren geschaffen hat, um Täler und Bergketten zu durchqueren, um Gipfel zu erreichen und um Dörfer miteinander zu verbinden.
Ich sehe die Via Alpina als einen sehr langen ökologischen Korridor, als ein Gelenk eines oft unsichtbaren Netzes, das vor dem Menschen schon von Tieren und Pflanzensamen genutzt wird .
Als Alpenbewohner verspüre ich den Wunsch andere Regionen des Alpenbogens, andere Kulturen und eine andere Natur kennenzulernen. Mein nomadisches Wesen bewegt mich dazu das Verbindende und das Trennende der Menschen, die in den Alpentälern leben, zu begreifen.
Als Naturkundeführer und Wanderleiter habe ich vor meine Kollegen einzubinden, den Wert der Via Alpina als Kommunikationsachse, als Gelegenheit des Kennenlernens bekannt zu machen. Außerdem möchte ich anderen das Potential der Via Alpina und ihrer 5000 Kilometer langen Wege zeigen. Schließlich habe ich vor Leute auf der Via Alpina zu begleiten und ihnen das Schöne daran zu vermitteln ein Gebiet im langsamen Gehrythmus kennenzulernen.
Als Umweltpädagoge möchte ich nach meiner Rückkehr vor allem den Jüngsten von meinem Erlebnis erzählen und ihnen den Wert der Einzigartigkeit und der Komplementarität jedes einzelnen Ortes im Vergleich zur Gesamtheit der Alpenregion vermitteln.“
Andrea Pasqualottos Reise verlief nach Plan, vom 22. August bis zum 5. September 2012, bis auf wenige Umwege wegen Schneefall gegen Ende der Tour. In seiner Heimatstadt Belluno gestartet, ist er mit dem Zug nach Slowenien gefahren und hat zu Fuss den Triglav Nationalpark von Süden nach Norden gequert. Er ist wieder mit Bus und Bahn durch Österreich gefahren, um an die italienische Grenze und den Naturpark Drei Zinnen – Sextner Dolomiten zu gelangen. Dann wieder mit dem Zug nach Malls und zum Stilfser Joch Nationalpark. Von da ist Andrea zu Fuss in das Engadin gewechselt und hat den Schweizer Nationalpark gequert, bevor er mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Belluno zurückgefahren ist.
Während seiner Reise konnte er neue Landschaften entdecken und verschiedene Arten, die Beziehungen zwischen Mensch und Natur aufzugreifen, beobachten. Unterwegs gab er drei Interviews, in Sillian, Bozen und Scuol, die Sie auf seinem Blog hören können (auf Italienisch).
Bewundern Sie das Video des Projekts, einen wunderschönen Manifest für eine Natur die die Verwaltungsgrenzen ignoriert: