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A50
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Spitzsteinhaus » Oberaudorf
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Über den Erlerberg führt diese Etappe abwärts in den kleinen Tiroler Ort Erl, der aufgrund der Passionsfestspiele einen hohen Bekanntheitsgrad weit über die Grenzen Tirols hinaus erlangt hat. Über die alte Holzbrücke quert man den Inn, in diesem Bereich Grenzfluss zwischen Österreich und Deutschland, und gelangt nach Oberaudorf, bekannt durch die Oberaudorf-Reisacher Musiktage.
Detaillierte Beschreibung des Wegverlaufs
Vom Spitzsteinhaus folgt die Via Alpina der Forststraße in südwestlicher Richtung an der Goglalm vorbei nach Erlerberg (schöner auf Wanderweg über die Goglam, wo man später wieder auf die Fahrstraße nach Erlerberg trifft). Rechts haltend kommt man an einigen Bildstöcken vorbei, später zweigt links wieder in Fahrweg in Richtung Südwesten ab, der kurz danach in einen Fußweg übergeht und über Wiesen und Wald nach Ober- und Untersteigental führt. Ab Obersteigental geht es auf einer Fahrstraße weiter, die hinunter zum Passionsspielhaus Erl leitet. Erl ist vor allem durch die Passionsspiele sehr bekannt geworden. Daneben finden in Erl aber auch jährlich im Juli die Tiroler Festspiele statt, bei denen überwiegendklassische Musik gespielt wird. In Erl folgt man der Straße nach links, in südlicher Richtung, dem Wegweiser zur Blauen Quelle folgend. Im Ortsteil Mühlgraben überquert man beim alten Zollhaus den Inn und damit auch die Deutsch-Österreichische Grenze. In westlicher Richtung unterquert man die Autobahn und folgt kurz ihrem Verlauf (Radwanderweg Inntal). Dann wird der Auerbach überquert und sofort nach der Brücke biegt man rechts ab und folgt dem Auerbach ein kleines Stück, bevor man an den Bahngleisen entlang nach links abbiegend den Bahnhof und den Ortskern von Oberaudorf erreicht.
Von Oberaudorf überquert man den Inn am Zollhaus und folgt dem Weg zur Blauen Quelle - Mühlgraben - Steigental - Anzing und zum Parkplatz Steinbeißried hinauf. Von hier rechts haltend über den Weg zur Goglalm und zum Spitzsteinhaus.
(Michael Kleider, Christina Schwann, OeAV)
Natur- und Kulturerbe
Das Spitzsteinhaus liegt auf Österreichischem Bundesgebiet, wird aber vom Deutschen Alpenverein bewirtschaftet. Es ist Mitglied des Projekts „so schmecken die Berge“, bei dem hochwertige Produkte der Berglandwirtschaft auf Alpenvereinshütten zu fairen Preisen vermarktet werden. So wird der regionale Wirtschaftskreislauf gestärkt und Absatzwege werden verkürzt. Gleichzeitig sorgt der Berglandwirt für den Erhalt und die Pflege der alpinen Kulturlandschaft, während der Hüttenwirt hochwertige Speisen anbieten kann. Auf dem weiteren Weg gelangt man nach Erl, das zu Füßen des Kranzhorns am rechten Innufer liegt. Bei der Kirchenrenovierung 1980 wurde ein Fund gemacht, der beweißt, dass der Ort schon während der Römerzeit besiedelt war. So lässt sich auch der Name Erl von „praedium Aurelianum“ (Gut des Aurelian) herleiten. Leider prägten, aufgrund seiner Grenzlage, viele Kriege die Geschichte des Ortes. In den Jahren 1703 und 1809 brannte die Ortschaft vollständig nieder. Die Passionsspieltradition (Spiel vom Leiden, Sterben und Auferstehen von Jesus Christus) beginnt in Erl 1613 und reicht auf ein Gelübde in der Pestzeit zurück. Erl ist damit der älteste Passionsspielort im deutschsprachigen Raum. Das 1951 neu erbaute Passionsspielhaus (das erste brandte 1933 ab) bietet 1500 Zuschauern Platz und ist neben der Kirche das zweite Wahrzeichen des Ortes. Neben den Passionsspielen, die alle sechs Jahre stattfinden (die nächsten von Mai-Oktober 2008), wird das Spielhaus als Konzerthalle genutzt. Beispielsweise finden darin die jährlichen „Tiroler Festspiele Erl“ statt (nächster Termin Juli 2005). Der mächtige Inngletscher der Eiszeit hat das breite Inntal, ein sogenanntes Trogtal, ausgehobelt und so die Topographie der Landschaft geprägt. Das Inntal kann auf eine geschichtsträchtige Vergangenheit zurückblicken; schon in der Römerzeit gab es einen bedeutenden Handelsweg durchs Inntal, der Augsburg mit dem Brenner verband. Von der Jahrhunderte langen Bedeutung dieser Handelsroute zeugen heute noch zahlreiche Schlösser und Ruinen. Da die Wassermassen des Inn früher frei im Tal mäandrierten, war der Inn wegen seiner Überschwemmungen gefürchtet und Siedlungstätigkeiten nahe an seinem Ufer wurden gemieden. Erst im 19. Jahrhundert wurde der Inn begradigt und in ein festes Flussbett gezwängt. Oberaudorf ist eingerahmt von Kaisergebirge, Brünnstein, Wildbarren und Spitzstein und mit seinen 4600 Einwohnern der Hauptort des oberen bayerischen Inntals. Der heute bedeutende Luftkur- und Wintersportort wurde 1850 als „Sommerfrische“ entdeckt und erlangte 1857 mit dem Eisenbahnanschluss (Linie Rosenheim – Kufstein) die idealen Voraussetzungen für den Ausbau des Fremdenverkehrs. Münchner Maler suchten hier einst romantische Alpenmotive. Auch Volkskundler kamen im 19. Jahrhundert ins Inntal und das anschließende Bergland, da hier ein bisher kaum bekannter Menschenschlag wohnte, der sich für ihre Forschungen eignete: Sennerinen, Jäger, Wildschützen, Holzfäller und Almbauern.
(Michael Kleider)
Nützliche topografische Karten
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WK 301 Kufstein - Kaisergebirge - Kitzbühel ~ Freytag & Bernd (1:50.000)
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Nr. 10 Chiemsee - Simssee ~ Kompass (1:50.000)
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Chiemsee u. Umgebung, Mangfallgebirge ~ Bayerisches Landesvermessungsamt München (1:50.000)
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ÖK 50 90 ~ Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen (1:50.000)
Internetseiten zur Natur- und Kulturerbe
Fotogalerie
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Letzte Änderung : 17.08.11
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